Gerüst aufbauen – selber oder mit Gerüstbauer?
Stehen Arbeiten an Deiner Fassade oder Deinem Dach an? Für eine erhöhte Sicherheit und Bewegungsfreiheit kann es dabei notwendig sein, ein Gerüst aufzubauen. Erfahre hier, ab wann die Verwendung eines Gerüstes vorgeschrieben ist, in welchen Fällen Du eigenständig ein Gerüst aufbauen kannst und wie Du dabei vorgehst.
Wann kann ich ein Gerüst selber aufbauen?
Ab einer Höhe von drei Metern ist grundsätzlich die Verwendung eines Gerüstes vorgeschrieben. Ab fünf Metern ist zudem der Aufbau eines Schutzgerüstes zwingend erforderlich.
Für kleinere Arbeiten an Deinem eigenen Haus stehen Dir Falt- oder Rollgerüste zur Auswahl. Diese Systemgerüste sind sozusagen konfektioniert und werden in großen Stückzahlen für den Selbstaufbau hergestellt. Daher weisen Arbeitsgerüste eine allgemeine Genehmigung aus, sodass eine individuelle Abnahme nach dem Aufbau nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Wegen Ihres schnellen Aufbaus sind die entsprechenden Modelle auch als Blitzgerüste bekannt. Diese wegen des schnellen Aufbaus auch als Blitzgerüste bekannten Modelle weisen meist eine Breite von ein bis zwei Metern auf und können über drei Etagen ausgebaut werden. Häufig sind sie mit Rädern versehen, sodass Du das sogenannte Roll- oder Fahrgerüst immer wieder ein Stück weiterschieben kannst.
Mit Systemgerüsten können Hausbesitzer gut geschützt auch in höheren Bereichen Arbeiten an der Fassade durchführen. Die gängigen Modelle lassen sich mit dem passenden Gerüstzubehör bis auf eine Arbeitshöhe von sieben Metern aufstocken.
Welche Sicherheitsvorschriften gelten?
Als Eigentümer eines Gerüsts musst Du mit dem Aufbau vertraut sein und die geltenden Sicherheitsvorschriften kennen. Eine Broschüre „Verwendung von Arbeits-, Schutz- und Montagegerüsten“ erhälst Du bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) als Download. Sofern Du Dein Gerüst von einem professionellen Gerüstbauer mietest, unterstützt er Dich beim Aufbau und überprüft anschließend den sicheren Stand.
Wann muss ich einen Gerüstbauer beauftragen?
Gerüste können teuer sein, insbesondere wenn Du einen Gerüstbauer mit der Bereitstellung sowie dem Auf- und Abbau beauftragst. Soll jedoch ein komplettes Haus über mehrere Etagen eingerüstet werden, bist Du auf professionelle Unterstützung angewiesen. Ab einer gewissen Höhe – in der Regel mehr als sieben Metern – stehen grundsätzlich keine Arbeitsgerüste aus vorgefertigten Bauteilen mehr für den Selbstaufbau zur Verfügung.
Kann ich ein Stahlrohrkupplungsgerüst selber aufbauen?
Der Aufbau eines maßgenauen Stahlrohrkupplungsgerüstes ist nur ausgebildeten Gerüstbauern erlaubt und mit strengen Vorschriften verbunden.
Gerüst aufbauen Schritt für Schritt
Erfahre in dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung, worauf Du bei der Vorbereitung achten musst und wie Dir der Aufbau eines Arbeitsgerüstes an Deiner Hauswand sicher gelingt.
Schritt 1: Eine gute Basis für ein sicheres Gerüst
- auf eine gute körperliche Verfassung achten
- Gerüst auf Funktion und Mängel prüfen
Die Blitzgerüste weisen meist eine Breite von ein bis zwei Metern auf und können über drei Etagen ausgebaut werden. Häufig sind sie mit Rädern versehen, sodass Du das sogenannte Roll- oder Fahrgerüst immer wieder ein Stück weiterschieben kannst. Achte darauf, dass Du körperlich fit bist, wenn Du in hohen Etagen arbeitest. Bevor Du das Gerüst aufbaust, prüfst Du es auf Funktion und Mängel. Sollte Dir etwas augenscheinlich auffallen, sieh von der Nutzung ab und lass das Gerüst beim Fachmann kontrollieren.
Schritt 2: Untergrund überprüfen und Gerüst aufrichten
- Untergrund auf Ebenheit und Tragfähigkeit überprüfen
- Fußspindel maximal in 30 Zentimeter Entfernung aufstellen
- Gerüst aufrichten
Ist alles in Ordnung, überprüfst Du den Untergrund. Der Boden muss eben und tragfähig sein, um eine sichere Basis für das Gerüst zu bieten. Ideal ist ein Boden aus Beton. Ist dieser nicht vorhanden, sondern stattdessen Rasen oder Erde, legst Du stabile Bretter unter die Fußspindeln des Gerüstes. Stell nun die Fußspindeln möglichst nah an der Hauswand auf und richte das Gerüst auf. Für die optimale Sicherheit des Gerüstes sollte der Abstand zur Hauswand geringer als 30 Zentimeter sein. Faltgerüste klappst Du mit wenigen Handgriffen aus, Fahrgerüste verfügen in der Regel über form- und kraftschlüssige Klemmverbindungen für einen werkzeuglosen Aufbau.
Schritt 3: Diagonalbefestigungen und Vertikalrahmen aufbauen
- Diagonalbefestigungen anbringen
- Abstände der Fußspindel überprüfen
- Rückengeländer in die Diagonalbefestigungen einhängen
- Vertikalrahmen aufstellen und Diagonale einhängen
Jetzt bringst Du die Diagonalbefestigungen über die äußeren Fußspindeln an. Dabei hast Du noch einmal die Möglichkeit, die Abstände der Fußspindeln zu überprüfen und zu korrigieren. Häng nun das Rückengeländer in die Diagonalbefestigungen ein. Dieses ist wichtig für Deine Sicherheit und die Sicherheit Deiner Helfer bei den Renovierungsarbeiten. Denn nach dem Arbeitsschutzgesetz müssen Gerüstbauarbeiten so durchgeführt werden, dass die Absturzgefahr möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird.
Anschließend stellst Du die ersten beiden Vertikalrahmen auf und hängst die erste Diagonale außen ein. In den meisten Fällen sind die Diagonalen mit zwei Löchern versehen. Für die Festigkeit wählst Du unten möglichst das innere und in den oberen Etagen jeweils das äußere Loch.
Schritt 4: Bodenbeläge einbringen und Gerüst ausrichten
- rutschfesten Boden für die erste Gerüstetage anbringen
- Gerüst mit den Fußspindeln korrekt ausrichten
Als Böden dienen bei klassischen Gerüsten Holzbohlen, die auf der Unterseite mit entsprechenden Befestigungsmöglichkeiten für die sichere Verankerung im Gerüst ausgestattet sind. Moderne Gerüste besitzen Metallböden. Alle Systemgerüste sind mit rutschfesten Böden ausgestattet. Sollte das nicht der Fall sein, sieh von einer Nutzung aus Sicherheitsgründen ab. Durch Lochungen in den Bodenbelägen werden Wasseransammlungen vermieden. Nach der Einbringung der Böden auf der ersten Etage richtest Du nun das gesamte Gerüst aus. Dazu dienen wiederum die Fußspindeln, die Dir eine waagerechte und lotrechte Korrektur ermöglichen. Ist die erste Etage richtig ausgerichtet, so erhalten auch die übrigen Etagen einen sicheren und geraden Stand.
Schritt 5: Absicherung und Verankerung
- Rahmen etagenweise aufsetzen und stabilisieren
- Rückengeländer in die Rahmen einhängen
- Bordbretter und Stirngeländer anbringen
- Gerüst verankern und in Ringschrauben einhaken
- Stirnseiten mit Gerüsthalter unterstützen
- Absicherung nach oben mit L-Gerüststangen
Die nächste Gerüstebene bringst Du auf der ersten an. Dazu setzt Du zwei Rahmen auf, die Du wiederum mit den Bodenbelägen stabilisierst. Häng die Rückengeländer in die Kippstifte der Rahmen ein und sorg damit für zusätzliche Sicherheit des Gerüstes, bevor Du die zweite Diagonale einhängst. Für eine weitere Etage verfährst Du ebenso. Ab der zweiten Ebene benötigst Du einen Durchstieg, um von einer Etage zur nächsten zu gelangen. Die im Handel erhältlichen Systemgerüste verfügen über rutschhemmende profilierte Sprossen für einen sicheren Aufstieg.
Anschließend erfolgt die Absicherung des gesamten Gerüstes, indem Du an den Außen- und Stirnseiten die unteren Bordbretter und die Stirngeländer anbringst. So erfüllst Du die Vorschriften, nach denen ab der zweiten Ebene eine Absicherung zu drei Seiten gegeben sein muss.
Um einen sicheren Stand zu gewährleisten, ist außerdem eine Verankerung des Gerüstes an der Hauswand notwendig. Nur so ist sichergestellt, dass das Gerüst nicht bei starkem Wind oder ungünstiger Gewichtsverlagerung umkippen kann.
Zur Verankerung sind Dübel zweckmäßig, die Du etwa zehn Zentimeter unterhalb der Gerüstböden in die Hauswand einbringst. Achte dabei darauf, die passenden Dübel hinsichtlich der Beschaffenheit der Fassade zu wählen. In die Dübel schraubst Du Ringschrauben ein und befestigst darin das Gerüst mit Haken. Die Stirnseiten erhalten zusätzliche Sicherheit, indem Du einen Gerüsthalter mit der Ringschraube verbindest. Die Absicherung des Gerüstes nach oben erfolgt mit L-Gerüststangen, die Du auf die Gerüstebene aufsetzt. Im Anschluss daran hängst Du Querverbindungen ein und bringst wiederum Seitenschutz, Stirngeländer und Bordbretter an.
Euronormen und Lastklassen für Gerüste – darauf solltest Du achten
Damit europaweit ein Sicherheitsstandard auf Baustellen gewährleistet werden kann, gelten für Arbeitsgerüste festgelegte Normen. Die Norm EN 12810 beziehungsweise die EN 12811 regelt die Anforderungen an die Produkte bezüglich des Arbeitsschutzes und der Tragfähigkeit. Die Gerüste müssen das Gewicht von Arbeitern, Arbeitsgeräten und Materialien tragen können und aus Holz oder Metall bestehen.
Bestimmte Lastklassen regeln bei Arbeitsgerüsten das zulässige Gewicht:
Lastklasse |
Gleichmäßig verteilte Last in Kilonewton pro Quadratmeter (kN/m²) |
Tätigkeit und Beschreibung |
1 |
0,75 |
ausschließlich für Inspektionstätigkeiten |
2 |
1,5 |
|
3 |
2 |
|
4 |
3 |
|
5 |
4,5 |
|
6 |
6 |
Bist Du unsicher und hast Bedenken, ein Gerüst im Außenbereich in größeren Höhen aufzubauen, wende Dich besser an einen Fachmann.